Herbslaubt in KyotoRot leuchten die Blätter im Sonnenschein - wie kleine Sterne. An der Plattform am Wasserfall steht ein Schild: Fotografieren mit Stativ verboten! An Wochenenden im Herbst wird es in den japanischen Bergen voll, dann nämlich, wenn tausende Tagesbesucher kommen, um die herbstliche Laubfärbung zu bewundern. Und natürlich zu fotografieren.

Der Herbst ist vielleicht die schönste Jahreszeit für eine Japanreise – meist scheint die Sonne und es bleibt (je nach Region) bis in den November oder gar Dezember einigermaßen warm. Zudem ist das Wetter abgesehen von Taifunen im Frühherbst ziemlich stabil. Bestes Wetter zum Reisen also! Und was im Frühling die Kirschblüte ist, sind im Herbst die bunten Blätter. Am auffälligsten sind der japanische Ahorn (紅葉, momiji), dessen kleine Blätter knallrot werden, und der flammend gelbe Ginkgo-Baum, den man oft in Städten findet.

Allerdings verfärben sich nicht alle japanischen Bäume, viele Wälder sind mit immergrünen Scheinzypressen und Zedern bepflanzt. Doch praktischerweise sind die Mischwälder, die mit ihrer Herbstlaubfärbung für die herbstliche Blätterschau geeignet sind, genauso institutionalisiert wie die Orte für die Kirschblüte: Es gibt Ranglisten, Reiseführer und Fernsehsendungen darüber und man kann seine Japanreise entsprechend planen. Und weil Japan sich über mehrere Klimazonen erstreckt und die Baumarten sich unterschiedlich schnell färben, findet man leicht den ganzen Oktober und November über schöne Plätze, um kôyô (紅葉), die herbstliche Laubfärbung, zu genießen. Für Touristen vorteilhaft ist, dass sich so die Saison über einen längeren Zeitraum erstreckt als im Frühling. Das gibt mehr Spielraum bei der Reiseplanung. Übrigens: Es gibt auch im Spätherbst gibt es vereinzelt Kirschblüten zu bestaunen. Unter den zahlreichen Sorten der japansichen Kirschbäume gibt es auch solche, die zweimal im Jahr blühen. (Shikizakua, Fudanzaura oder Jûgatsuzakura.)

Nicht zuletzt weil auch viele Japaner mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen und nicht ständig entlang der Route aussteigen können, um Ah und Oh zu rufen und Fotos zu machen, sind die Schauplätze der herbstlichen Laubfärbung recht klar definiert. Da kann es schon mal sein, dass man regelrecht anstehen muss oder dass auch der Linienbus im Stau etwas länger braucht. Wer nicht das Gedränge zur Naturschönheit an sich als Japan-Erlebnis verbuchen möchte, sondern lieber etwas mehr Einsamkeit hat, unternimmt für die Blätterschau einfach von den bekannten Ausflugszielen aus eine Wanderung zu den etwas abgelegeneren Stellen.

Wann ist die beste Zeit?

Wenn man die herbstliche Laubfärbung in die klassische touristische Japanreise-Route rund um Tokyo und Kyoto integrieren will, ist es etwa ab Anfang November ideal zu reisen. In Tôhoku, also im Norden, werden die Bäume schon früher gelb und rot, und das gleiche gilt für die höher gelegenen Ausflugsorte in den Bergen. Das Meteorologische Institut informiert auch über den Beginn der herbstlichen Laubfärbung in den einzelnen Orten.

Ahorn in Hiraizumi© WESTWARDS

Was bietet der Herbst in Japan noch?

Wegen des oft schönen, aber nicht mehr so schwül-heißen Wetters ist der Herbst die ideale Jahreszeit für viele Outdoor-Aktivitäten, wie Wanderungen, Klettern oder Radfahren. Je niedriger die Temperaturen dann abends werden, desto vergnüglicher ist auch ein Bad im Onsen. Ab Ende November oder Dezember wird in Japan begonnen Sake zu brauen; viele Brauereien erlauben auch Touristen einen Blick hinter die Kulissen (z. B. in Takayama).

Kulinarisch stehen im Herbst Kürbisgerichte und reichlich frische Kaki und Feigen auf dem Speiseplan. Süßspeisen oder saisonale Editionen von Süßigkeiten gibt es mit Maronencreme. Die wichtigsten Herbst-Feste oder Matsuri, meist gut organisierte historische Prozessionen, finden in Takayama und Nikko sowie in Kyoto (Jidai Matsuri) statt.